Wolfach. Lukas Markowski (27 Jahre) kommt aus Hausach und arbeitet in der Haslacher Lebenshilfe-Werkstatt. Seit knapp einem Jahr spielt der fußballbegeisterte junge Mann aktiv in der 3. Mannschaft des FC Kirnbach und ist im Vereinsleben voll integriert.
„Das was hier passiert“, freut sich Lebenshilfe-Vorsitzender Helmut Pfotzer – selbst eingefleischter Kirnbach-Fan – „ ist gelebte Inklusion!“
Inklusion ist derzeit das Schlagwort in der Behindertenhilfe. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Einbeziehen, Dazugehören.“ Gemeint ist, dass Menschen mit Behinderungen von der Gesellschaft akzeptiert werden und in vollem Umfang daran teilhaben können.
Für die Verantwortlichen des FCK, Vorsitzenden Jürgen Bräutigam und Spielausschußvorsitzenden Torsten Brüstle bedarf es hierzu keiner Fremdwörter: „Bei uns im Verein stehen Spaß und Zusammenhalt an erster Stelle. Dabei ist es ganz egal, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht.“
Lukas Markowski besuchte die Förderschule in Wolfach. Er hat eine Hörbehinderung und Bewegungseinschränkungen in der Hand. Beim Fußballspielen beeinträchtigt ihn dies nicht. Schon als Jugendlicher hat er gerne gekickt. Vater Adalbert war als aktiver Spieler zweimal mit dem FCK Meister und ist seit 15 Jahren für den Verein als Jugendtrainer tätig. Kein Wunder also, dass Lukas und seine beiden Brüder schon von klein auf sehr viel Zeit auf dem Fußballplatz verbracht haben.
Lebenshilfe-Vorsitzender Helmut Pfotzer traf den fußballbegeisterten jungen Mann fast bei jedem Heimspiel des FCK. Von ihm kam letztlich auch die Anregung, ihn doch einfach mal mittrainieren zu lassen… Und das tut Lukas Markowski seither mit großer Begeisterung. Dreimal die Woche trainiert er regelmäßig, nicht nur bei der dritten, sondern auch bei der ersten und zweiten Mannschaft. Trainer Martin Leukel ist für ihn „fast ein zweiter Papa“. Wenn seine Eltern Spätschicht haben, holt er den Spieler zuhause ab und nimmt ihn mit zum Training. Fußballtechnisch hat Lukas Markowski schon große Fortschritte gemacht. Als Mittelfeldspieler, strahlt er, habe er schon ein Tor gegen Ohlsbach geschossen und war deshalb sogar in der Stadionzeitung „Volltreffer“ abgebildet.
„Lukas ist extrem ehrgeizig“, erzählt Torsten Brüstle. „Wenn wir verlieren, dann kann er sich hinterher in der Kabine fürchterlich aufregen und schimpfen. Man muss ihn dann schon wieder ein bißchen herunterholen“.
Das kann auch Mutter Klaudia Markowski bestätigen: „Ich habe vier fußballverrückte Männer daheim“, stöhnt sie augenzwinkernd, „das ist nicht immer einfach. Aber auf Lukas bin ich schon sehr stolz. Er ist der einzige Mensch mit Behinderung, der hier in der Mannschaft mit kickt.“
Für Jürgen Bräutigam ist dies ganz normal. „Lukas ist beim FCK voll mit dabei. Nicht nur im Sport, sondern auch wenn´s ums Arbeiten und Feiern geht.“ Der FCK-Vorsitzende lobt insbesondere die große Hilfsbereitschaft seines Spielers. „Er ist immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Ganz gleich, ob er dabei als Linienrichter einspringt oder beim Open Air auf dem Moosenmättle Bier zapft.“.
Lukas Markowski fühlt sich sichtlich wohl beim FC Kirnbach. Er hat zu allen ein gutes Verhältnis und ist auch außerhalb vom Training bei seinen Teamkollegen voll akzeptiert. Dass er bei der Lebenshilfe arbeitet, interessiert hier keinen. „Wir haben total viel Spaß und machen schon auch mal Party,“ strahlt er. Eine Riesenparty gab´s erst jüngst nach dem letzten Heimspiel, als der FC Kirnbach mit dem Aufstieg in die Bezirksliga seinen bisher größten Vereinstriumph feiern konnte.
„Das Miteinander im Team, die Kameradschaft untereinander“, wertet Torsten Brüstle als Erfolgsrezept des kleinen Vereins, der im gesamten Kinzigtal große Sympathien genießt. „Der sportliche Erfolg stellt sich dann von selbst ein“.
„Für uns alle ist dies eine win-win-Situation“, bringt es Jürgen Bräutigam am Ende des gemeinsamen Gesprächs auf den Punkt: „Für unseren Verein, für Lukas und letztlich auch für die Lebenshilfe!“
Sabine Mitschele
Lukas Markowski mit der Meisterschale